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PVÖ gratuliert seinem Ehrenpräsidenten Karl Blecha zum 90er

14.04.2023

Seniorenpolitik war die größte Leidenschaft und Herausforderung seines Lebens. Der gesamte Pensionistenverband Österreichs (PVÖ) gratuliert seinem Langzeitpräsidenten (1999 bis 2018) und jetzigen Ehrenpräsidenten Karl Blecha zu seinem 90. Geburtstag, den der Jubilar am 16. April feiert.

Blechas Nachfolger als PVÖ-Präsident Dr. Peter Kostelka würdigte die „Ära Blecha“ im Pensionistenverband:Als Karl Blecha im März 1999 Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs, der stärksten Seniorenorganisation unseres Landes wurde, spürte er, dass nun das Zeitalter der älteren Generation gekommen war. Blecha kritisierte das tradierte Bild, das in der Öffentlichkeit über ‚die Alten‘ herrschte: gebückt, am Stock gehend, mit Cord-Hut am Bankerl sitzend und die Tauben fütternd. Blecha gab der älteren Generation ein neues Selbstbewusstsein; sie wurde aktiver, gesünder und kritischer als frühere Pensionistengenerationen“, so Kostelka.

Kampf gegen Pensionsraub

Eine eigene „Seniorenpolitik“ steckte damals gerade einmal in den Kinderschuhen. Blecha nütze diesen Aufbruch indem er sich mit medienwirksamen Aktionen für die ältere Generation in Szene setzte. Legendär waren seine Auftritte bei der großen Demonstration im Jahr 2000 gegen die schwarz-blaue Wende, als er davor warnte, „dass die Pensionistinnen und Pensionisten die am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe sein werden“. Die in der Geschichte des Pensionssystem einmaligen Nettokürzungen unter Schüssel, Grasser und Co. geißelte er als „Pensionsraub“. Legendär auch, als er unter Blitzlichtgewitter im Jahr 2007 mit Scheibtruhen voller Unterschriften für die Kaufkraftsicherung der Pensionisten ins Bundeskanzleramt einmarschierte und mit der Regierung über ein deutlicheres Pensionsplus verhandelte. Oder der „Blecha-Pensionisten-100er“ im Jahr 2016, der an alle Pensionistinnen und Pensionisten ausbezahlt wurde.

Legendäres Duo Blecha-Khol

Im Laufe der Jahre entstand unter Blecha eine Kraft der Pensionisten, die die Politik nur schwer ignorieren konnte. Gemeinsam mit seinem schwarzen Pendant, ÖVP-Seniorenbund-Obmann Andreas Khol schmiedete er eine Achse unter dem Motto „viribus unitis“ – mit vereinten Kräften. Und das, obwohl Blecha den frischgewählten Seniorenbund-Obmann damals bei seiner Bestellung mit den Worten „empfing“, dass dieser sich vom Pensionsraub-Saulus (Khol war unter Schüssel ÖVP Klubobmann, Anm.) zum Pensionistenvertreter-Paulus zu wandeln hätte. Jedoch: Die beiden Urgesteine Blecha/Khol wurden sehr schnell zum Inbegriff einer gemeinsamen Seniorenpolitik und feierten beachtenswerte Erfolge. Kostelka: „Selbst ihre ‚Mutterparteien‘ konnten die beiden nicht auseinanderdividieren.“

Gemeinsam mit Khol und Christa Chorherr schrieb Blecha im Jahr 2012 auch das Buch „Fressen die Alten den Kuchen weg?“ Darin geht es nicht nur um Generationen-Solidarität und wie das Miteinander von Jüngeren und Älteren gelingen kann. Blecha hat zu guter Zeit bereits damals auf den demografischen Wandel aufmerksam gemacht, von dem sich heute beispielsweise Politik und Wirtschaft völlig überrascht und unvorbereitet zeigen.

8 Sozialminister

Und natürlich die Pensionen: Blechas Ziel galt immer den sogenannten „Kleinen“, den „Mindestrentner*innen“ (korrekterweise als Ausgleichszulagen-Bezieher*innen zu bezeichnen). Im Jahr 1999, als Blecha Präsident des Pensionistenverbandes wurde, lag der Ausgleichszulagen-Richtsatz bei 8.112 Schilling (590 Euro), im Jahr 2005 stieg dieser auf 663 Euro, 2010: 784 Euro, 2015: 872 Euro und als Blecha 2018 die PVÖ-Präsidentschaft an Dr. Peter Kostelka übergab lag die „Mindestpension“ bei 909 Euro. Insgesamt stieg sie damit um beachtliche 54 Prozent. Blechas langjähriges Wirken für Österreichs Pensionistinnen und Pensionisten lässt sich auch an der langen Liste der Sozialminister*innen ablesen, mit denen er über die Pensionen oder die Pflege verhandelt hat: Lore Hostasch (SPÖ), Elisabeth Sickl (FPÖ), Herbert Haupt (FPÖ), Ursula Haubner (FPÖ), Erwin Buchinger (SPÖ), Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Alois Stöger (SPÖ), Beate Hartinger Klein (FPÖ).

Wertschöpfungsabgabe

Blecha war früh klar, dass die Finanzierung der Pensionen, von Gesundheit und Pflege, Arbeitslosenversicherung etc. nicht länger ausschließlich über Löhne und Gehälter zu stemmen sei. Er entwickelte die Dallinger-Idee (damals als „Maschinensteuer“ verunglimpft) weiter zu einer modernen Wertschöpfungsabgabe. Blecha damals: „Die Dampfmaschine hat die erste industrielle Revolution ausgelöst, das Fließband die zweite, der Computer die dritte. Jetzt findet die Digitalisierung aller Lebensbereiche statt. Es drohen Entwicklungen, die den sozialen Charakter von Arbeit auflösen. Die Finanzierung sozialstaatlicher Leistungen allein auf Basis der Lohnsumme ist unhaltbar. Daher: Her mit der Wertschöpfungsabgabe!“

24-Stunde-Betreuung legalisiert

Ebenso galt sein Fokus der Weiterentwicklung der Pflege und Betreuung. Bahnbrechend die von Blecha vorangetriebene Legalisierung der 24-Stunden-Betreuung im Jahr 2007 – Stichwort „Pflegenotstand“ und die illegale Beschäftigung einer Betreuungskraft in der Familie von Bundeskanzler Schüssel; ein Skandal, der 2006 den Nationalratswahlkampf beherrscht hat.

Eine weitere Leidenschaft Blechas galt Europa und der internationalen Politik. So war es Blecha, der 2001 eine „Europäische Senioren Organisation“ (ESO) ins Leben rief und sich als ESO-Präsident mit Senior*innenvertretern aus ganz Europa vernetzte.

Lang leben LERNEN

Blecha, der Sozialforscher erkannte auch, dass man lang leben erst lernen müsse. Und bereits früh damit beginnen sollte, weit vor der Pension. Um gleich dazuzusagen, wie das am besten geht: „Mit den 5 L’s: Lachen, Laufen, Lernen, Lieben, Loben.“ Er initiierte eine Studie zum „Sozialkapital Senioren“. Die wichtigsten Parameter sind laut dieser Forschungsarbeit Fitness, Freunde und Freude am Tun. Wer auch im Alter in Bewegung bleibt, Freundschaften und Geselligkeit bewahrt und sich mit Hobbys oder Ehrenamt entfalten kann, werde mit den Jahren glücklicher. Das leitete Blecha auch im Ausbau des Aktivitäten-Portfolios des Pensionistenverbandes. Das Sport- und Bewegungsangebot des Pensionistenverbandes wurde erweitert, der verbandseigene Reiseveranstalter „SeniorenReisen“ bot einzigartige neue Serviceleistungen wie zum Beispiel die Betreuung durch Ärzte oder Kofferservice bei Reisen an. Und natürlich wusste Blecha Bescheid darüber, wie wichtig es ist, nicht nur Gutes zu tun, sondern dies auch in die Öffentlichkeit zu bringen. Das Mitgliedermagazin des Pensionistenverbandes wurde komplett modernisiert und zu einem flotten und informativen Senioren-Magazin umgestaltet. Blecha stand auch der beginnenden Digitalisierung offen gegenüber. Und so war der Pensionistenverband naturgemäß die erste Seniorenorganisation mit einer eigenen Internet-Präsenz.

Gerechtigkeit zwischen Jung und Alt

Blechas Tatendrang war unermüdlich: Mit dem Dachverband der Seniorenheime warb Blecha für eine neues „AN-Sehen“ älterer Menschen. „Zählt man heute nur mehr etwas, wenn man faltenfrei, gesund und wohlhabend ist?“ fragte Blecha um dem Jugendwahn entgegenzuwirken. Als nächstes geißelte er die Firmen- und Personalchefs, und warf ihnen die oft praktizierte „zu alt – zu teuer-Politik“ bei älteren Arbeitnehmer*innen vor. Der Pensionistenverband entwickelte ein „Gesund länger arbeiten“-Programm. Mit der Volkshilfe gemeinsam wurden viele Jahre hindurch vom Pensionistenverband die „Seniorenfreundlichen Gemeinden Österreichs“ ausgezeichnet. Ebenso verlieh er die Senioren-Rose an Medien, die authentisch und lebensnah über ältere Menschen berichteten und überreichte die Senioren-Nessel an Redaktionen und Agenturen, die verächtliche und überholte Bilder zeichneten. Und mit den Jungen lebte Blecha den Generationen-Dialog: „Es geht um Gerechtigkeit zwischen Alten und Jungen“, so Blechas Credo bei den mit den Jugendorganisationen ins Leben gerufenen Diskussionen unter dem provokanten Titel „Heast Oida!“

Fast 20 Jahre PVÖ-Präsident

Kostelka: „Die Seniorenpolitik war Karl Blechas größte Leidenschaft und – wie er selbst sagte – größte Herausforderung. Mit seiner Power brachte er die älteren Menschen vom Rand in die Mitte der Gesellschaft. Er formte den Pensionistenverband zur stärksten Interessenvertretung und zu einem Vorteilsklub. Der PVÖ dankte ihm für sein fast 20-jähriges Wirken mit der Ehrenpräsidentschaft. Heute wünschen wir alle unserem „Charly“ viel viel Gesundheit und Lebensfreude!“